Bildende Kunst gehört zu den schönen Künsten wie Musik, Literatur und darstellende Kunst. Sie weist Gattungen auf wie die Malerei, Bildhauerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie, Architektur und auch die Videokunst. Diese Gattungen sind der Zeit unterworfen. Sie bilden sich, verändern sich, brechen in sich zusammen oder erneuern sich. Verändert sich die Gesellschaft, ergeben sich daraus Veränderungen der bildenden Kunst. So wird die Aufgabe der bildenden Kunst anders, ihre Stellung ebenfalls. Auch ist die Kunsttheorie der Zeit und den sozialen Veränderungen unterworfen. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks und andere Stilrichtungen. Die Kunstgeschichte sammelt, reflektiert, analysiert und systematisiert all dies.
Alte Steingravuren im Hunsrück
Zivilisatorische Entwicklung ist ein Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren. Einer davon ist die Materie, die hergestellt, verarbeitet und eingesetzt wird. Dies betrifft sämtliche Bereiche des Lebens, auch die bildende Kunst. Materialien von heute sind nicht mehr unbedingt die Materialien der Vergangenheit. Die ersten Fels- und Höhlenmalereien stammen beispielsweise aus Europa, Asien, Amerika, Afrika sowie Australien und Ozeanien. Die frühesten werden auf eine Entstehungszeit um 40.000 vor Christus datiert und sind als Anfang bildender Kunst zu verstehen. Sie wurden mit Farben oder Holzkohle gemalt, die unter anderem aus Rohstoffen wie Steinen, Pflanzenharzen, Milch oder Pflanzensäften stammten. Auch entdeckte ein Wanderer vor nicht allzu langer Zeit im deutschen Hunsrück 20.000 Jahre alte Gravuren von vier Pferden, die in Stein geritzt waren.
Moderne Kunst-Shows im Steinbruch
Der Zeitsprung in die Gegenwart zeigt, wie Materialien in der Moderne genutzt werden. So finden unweit des südfranzösischen Orts Les Beaux-de-Provence Kunst-Shows statt, bei denen Ton- und Lichteffekte an die Felswände eines alten Bauxit-Steinbruchs projiziert werden, um den Werken von Künstlern wie beispielsweise Vincent van Gogh monumentale Größe zu verleihen. In Carrières de Lumières, wie dieser magische Ort heißt, wird beispielsweise Kunst in der Ausstellung ‚Van Gogh, la nuit étoilée’ zu einem überdimensionalen, wirkungsvollen Ereignis von Licht, Schatten, Farben und Tönen, die von einem Bild ins nächste überfließen.
Der Vergleich zwischen den einstigen Steingravuren im Hunsrück mit der heutigen, an Felswände projizierten Bildausstellung in Südfrankreich weist zudem auf eines hin, was sich durch zivilisatorische Entwicklung im Lauf der Jahrtausende ergeben hat: Die Menschen der Altsteinzeit erschufen einfache Bilder und religiöse Symbole zur Stammes-, Familien- oder persönlichen Entwicklung, während Menschen des 21. Jahrhunderts unzählige Informationen aus verschiedenen Ebenen und in vielerlei Art und Weise zum Ereignis aufbauen, auf der anderen Seite als Ausstellungsbesucher und -besucherinnen aufnehmen sowie bewusst und unbewusst verarbeiten.