Die Geschichte der Reliefs in der Kunst ist lang. Sie reicht bis in die Frühkulturen zwischen Euphrat und Tigris zurück, und sie hat ihre Entwicklung in die Gegenwart mitgenommen.
Menschliche Figur im Raum
Einer ihrer herausragenden Vertreter war der deutsche Maler, Bildhauer, seines Zeichens auch Bühnenbildner Oskar Schlemmer (1888 bis 1943). Der Künstler gehörte zu Bauhaus-Kreisen in Weimar und Dessau. Er experimentierte mit der menschlichen Figur im Raum und setzte sie in ein Bezugssystem, das er als kosmisch, in die Welt-Totalität sowie in das Zusammenspiel von Geist, Natur und Seele eingebaut verstand. Sein Bemühen war, die menschliche Figur als formelhaft verkürzt festzulegen und auszuformen, sodass er auf diese Art zum sogenannten ‚Differenziermenschen’ kam, einer Art Idealtypus.
Relief und Gesetzestafel
Von hier aus baute Oskar Schlemmer ab 1919 das Relief auf. Dass er dieses im künstlerischen Sinn als Darstellung ansah, die sich von einer Fläche plastisch hervorhob, war offensichtlich. In dem 1919 entstandenen ‚Relief H’ aus Aluminium wurde jedoch deutlich, was der Künstler tatsächlich darunter verstand, denn er teilte die Grundfläche in verschiedene Metallplatten auf und setzte die menschliche Figur leicht erhoben ein. Dabei ergab sich nicht nur der Eindruck von plastisch strukturierten Intarsien auf einer Tafel. Durch den strengen Aufbau wurde dieses Relief zur Gesetzestafel, wie Oskar Schlemmer sie konzipiert hatte.