Die Postmoderne und Helmut Jahns ‚Frankfurter Bleistift’

Im Frankfurter Stadtteil Westend-Süd steht eines der höchsten Gebäude der Bundesrepublik Deutschland. Es ist der Messeturm Frankfurt, der mit einer Höhe von 256,5 Metern in den Himmel ragt. Die Stahlbetonkonstruktion mit roter Granitfassade erstreckt sich über zwei Techniketagen, acht Sockelgeschosse und 54 Obergeschosse. Sie bietet Raum für über 4.000 Arbeitsplätze. Der Messeturm Frankfurt ist das Ergebnis postmoderner Architektur, entworfen durch den 1940 in Nürnberg geborenen Architekten Helmut Jahn und sein US-amerikanisches Architekturbüro Murphy/Jahn. Er wurde von Juli 1988 bis Oktober 1990 erbaut und war seinerzeit das höchste Gebäude Europas. Der Messeturm hat übrigens als eines von vier Gebäuden in Deutschland, darunter jeweils in Frankfurt ‚The Squaire’ und der ‚Opernturm’ sowie das ‚Schneefernerhaus’ auf der Zugspitze, eine eigene Postleitzahl: 60308.

Ein Turm und seine klassische Dreiteilung

Frankfurts Einwohnerinnen und Einwohner zollen der besonderen Form des Messeturms Rechnung und nennen ihn ‚Bleistift’. In der Tat weist die klassische Dreiteilung des Gebäudes in einen quadratischen Sockel, eine mit später eingezogenen Ecken versehene Turmschaft und eine dreigeschossige pyramidenartige Spitze auf einen Bleistift hin. Das architektonische Konzept richtete sich damals unter anderem nach den Art-Déco-Wolkenkratzern der Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts und verlieh dem Turm das Flair von Wohlstand, Innovationsgeist und Kreativität. Auf diesem Hintergrund lassen sich Form und Design des Messeturms Frankfurt gut erklären.

‚Form Follows Fiction’

Die Postmoderne galt damals für Architektur und Städtebau als die Abkehr von doktrinären Ansprüchen und Zuwendung zu einem dem Pluralismus entsprechenden theoretischen Aufbau. Dahinter stand das Versagen moderner Utopien wie beispielsweise der Rationalität oder des Sozialismus. Die postmoderne Architektur kehrte einem Leitsatz wie ‚Form Follows Function’ den Rücken und ersetzte ihn durch ‚Form Follows Fiction’. Damit gab sie den Weg frei für Architektur, die unkonventionell und fantasievoll war, die überraschte und gleichzeitig einmalig war. Grundsätzlich galt fortan ‚Anything Goes’. Dennoch wird die architektonische Postmoderne heute eher in die Architekturgeschichte verwiesen. Sie gilt als eine der vielen Richtungen, die einen Architekturstil prägten.

Der Ideenvater des Messeturms Frankfurt, Helmut Jahn, ist ein international reputierter Architekt. So entwarf er neben dem ‚Bleistift’ auch das Sony Center mit Bahntower in Berlin, den Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi in Thailand sowie die Veer Towers, die beiden Zwillingstürme am Las Vegas Strip in Paradise, Nevada, USA. Dem Architekten wurde 1983 die Ehrenmitgliedschaft des Bundes Deutscher Architekten, BDA, verliehen.

Helmut Jahn pflegt einen internationalen Lebensstil und wohnt in Chicago, New York und Berlin.

marinate